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AutorenbildMathias Stricker

La Suisse existe! Sprachgrenzen sollen zu Sprachbrücken werden

In der Schweiz loben wir uns für die vier Landessprachen und werden dafür von aller Welt bewundert. Ich bedaure aber, dass unser Land keine massiven Anstrengungen unternimmt, den Austausch und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Wo ist der bundesrätliche Appell an die Grosskonzerne, jeden Auszubildenden in das andere Sprachgebiet zu schicken? Oder der Appell an die SRG, vermehrt nationale Sendungen zu kreieren, in welchen auf spielerische Art die Mehrsprachigkeit gepflegt wird. Wo bleiben Zuschüsse an zweisprachige Zeitungen? Wo bleibt das forcierte Austauschprogramm für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer?

Obligatorischer Unterricht in den zweiten Landessprachen ist wesentlich staatspolitisch motiviert. Im Sprachengesetz des Bundes und im EDK-Sprachenkonzept wird als wichtiges Ziel die kulturelle Verständigung zwischen den Landesteilen postuliert. Unterricht in den zweiten Landessprachen müsste sich also unterscheiden vom Unterricht der internationalen Gebrauchssprache Englisch. Wenn die staatspolitischen Ziele erreicht werden sollen, müsste der Sprachenaustausch in verschiedensten Formen eine wesentliche Rolle spielen. Als eine konkrete Massnahme, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, wird die Förderung des schulischen Austauschs in der Kulturbotschaft des Bundes für die Jahre 2016-2020 ins Zentrum gestellt: „Im Weiteren ist der schulische Austausch zwischen den Sprachregionen weiterzuentwickeln mit dem Ziel, dass möglichst viele Jugendliche einmal in ihrer schulischen Laufbahn an einem Austauschprojekt teilnehmen.“ Gemäss dem Papier der EDK „Grundkompetenzen für die Fremdsprachen“ sollen mit dem Fremdsprachenunterricht auch die interkulturellen Kompetenzen gefördert werden. Dazu gehört die Bereitschaft und Fähigkeit, den Alltag der anderen Sprachregion zu erkunden, mit der eigenen Lebenswelt zu vergleichen und sich auf eine reale Begegnung mit Sprecherinnen und Sprechern der anderen Sprachregion vorzubereiten. Zudem kann das Wissen und Verständnis geweckt werden, dass es unterschiedliche sprachliche und kulturelle Identitäten gibt. Ein interkultureller Austausch lässt uns vertieft in eine andere Kultur eintauchen und die Unterschiede in Sitten und Lebensweise hautnah erleben. Sich auf all dieses Neue einzulassen, fordert ein hohes Mass an Offenheit und Flexibilität. Diese Erfahrung trägt viel zum Reifeprozess bei und fördert die Persönlichkeitsentwicklung. Sprachen lernen ist mehr als eine Sprache lesen oder sprechen können. Es ist auch Kulturaustausch, Horizonterweiterung, und das muss man dort tun, wo die Sprache gesprochen wird. In Bezug auf das Erlernen von Fremdsprachen auf allen Bildungsstufen ist man sich einig, dass Sprache erlebbar gemacht werden soll. Unser Kanton Solothurn als Brückenkanton bietet dazu ideale Voraussetzungen, umso mehr in der Kantonsverfassung festgehalten wird, dass sich der Kanton Solothurn als Mittler zwischen den Kulturgemeinschaften der Schweiz versteht. Der schulische Austausch ist darum mit dem Ziel weiterzuentwickeln, dass möglichst viele Jugendliche an einem Austauschprojekt teilnehmen. Die Realität sieht leider anders aus. Die Angebote des Schüleraustauschs werden von Solothurner Schulen nur wenig genutzt. Die laufende Umsetzungsphase des neuen Sprachenunterrichts erfordert viele Ressourcen seitens der Lehrpersonen. Es ist so nachvollziehbar, dass die Angebote nicht überrannt werden. Andererseits habe ich festgestellt, dass Lehrpersonen, welche ein Austauschprojekt lancieren möchten, rasch an Grenzen stossen: bürokratische Hürden, fehlende finanzielle Ressourcen. Das gesamte Angebot muss niederschwelliger, attraktiver und variantenreicher als heute präsentiert und zur Verfügung gestellt werden. Finanzielle Mittel, kulturelle Angebote und nach Bedarf konkrete organisatorische Unterstützung für den Austausch müssen den Schulen zur Verfügung stehen. Austauschprogramme (Agentur Movetia, Verein Hauptstadtregion Schweiz) oder das Video-Conferencing im Klassenzimmer sind bekannter zu machen. Was macht der Kanton Solothurn ganz konkret, um seinen Verfassungsauftrag zu erfüllen? Wie unterstützt der Kanton Solothurn materiell und ideell Schulen, welche weitere Ideen und Projekte umsetzen möchten. Hier erwarte ich mehr Engagement in unserem Kanton. Der Sprachenaustausch muss uns mehr wert sein. Pour nager, il faut se jeter à l’eau: zum Schwimmen muss man ins Wasser.

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